Was du über Hufrehe wissen solltest – Gefahren, Symptome, Vorbeugung
In unserem Blogbeitrag zum Thema Hufrehe informieren wir dich über die Entstehung von Hufrehe. Wir geben dir Tipps wie du einer Erkrankung vorbeugen kannst. Du erfährst, welche Symptome eine Erkrankung anzeigen können und was du im Falle eines Hufrehe Schubes unbedingt beachten solltest.
Foto: Pixabay
Was ist Hufrehe?
Als Hufrehe bezeichnet man eine entzündliche Erkrankung der Huflederhaut. Die Lederhaut löst sich dabei von der Hornkapsel. Die Erkrankung ist sehr schmerzhaft und kann schnell chronisch werden.
Hufrehe tritt immer häufiger auf und ist „nach der Kolik die zweithäufigste Todesursache bei Pferden und Ponys“. (Quelle: „Zivilisationskrankheiten des Pferdes“, Christina Fritz/ Souel Maleh, S. 163).
Je nach Grad der Erkrankung kann die Folge ein Absinken bzw. eine Rotation des Hufbeins sein. Im schlimmsten Fall kann es zu einem Hufbeindurchbruch bzw. dem sogenannten „Ausschuhen“ kommen.
Es gibt viele unterschiedliche Auslöser der Erkrankung. Man unterscheidet außerdem zwischen verschiedenen Arten der Hufrehe: Belastungsrehe, Geburtsrehe, Vergiftungsrehe und endokrine Rehe.
Die am weitesten verbreitete Art der Hufrehe ist die endokrine Rehe, auf die wir hier im Detail eingehen möchten.
Als großer Risikofaktor einer Hufrehe gelten Fruktane im Gras. Fruktane sind Speicher-Kohlenhydrate der Pflanzen. Sie werden in der Pflanze eingespeichert, wenn diese Photosynthese betreibt, die daraus gewonnene Energie aber nicht in Wachstum umsetzen kann. Dies ist z.B. der Fall, wenn die Temperaturen noch sehr niedrig sind, gleichzeitig aber die Sonne scheint. Also eine typische Situation im Frühjahr und Herbst, vor allem in der Früh. Auch die Länge der Pflanzenstiele ist entscheidend. Je höher das Gras gewachsen ist, umso besser verteilen sich die eingespeicherten Kohlenhydrate auf die Pflanze. Je kürzer das Gras, desto höher die Konzentration an Fruktan in der Pflanze.
Bei einer zu raschen Futterumstellung oder der Aufnahme von zu viel Fruktan bzw. anderen Zuckern, verschiebt sich das Gleichgewicht der Darmflora und es kommt zu einem massenhaften Absterben der Bakterien im Darm. Auch die Aufnahme von Pflanzen mit einem hohen Anteil an leicht vergärbaren Kohlenhydraten (dazu zählt beispielsweise Klee) kann dazu führen, dass die „richtigen“ Bakterien absterben und das Darmmilieu zu sauer wird. Die entstandenen Gifte gelangen durch die Darmwand in den Blutkreislauf und sorgen für die Entzündung im Huf.
Aber: Fruktane sind nicht der einzige Risikofaktor und ein komplett gesundes Pferd wird einen erhöhten Fruktangehalt besser verkraften, als eines, das bereits vorbelastet ist. Die meisten Hufrehe-Erkrankungen sind eine sogenannte endokrine Hufrehe und entstehen in Kombination mit EMS oder Cushing/PPID.
Eine Hufrehe entsteht durch Stoffwechselstörungen , die bspw durch falsche Fütterung ausgelöst werden. Dies ist ein schleichender Prozess, der sich meist über Monate oder Jahre anbahnt und anfangs recht unspezifische Warnzeichen verursacht. Ein zu schnelles Anweiden kann dann der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt und letztendlich die akute Hufrehe auslöst.
Wie du einer Hufrehe vorbeugen kannst
Es gibt verschiedene Risikofaktoren, auf die du achten solltest, um deinem Pferd diese schmerzhafte und langwierige Erkrankung zu ersparen.
Folgendes solltest du beachten:
> Vermeide Übergewicht! Achte darauf, dein Pferd bedarfsgerecht zu ernähren und das Idealgewicht einzuhalten
> Weide dein Pferd langsam an – beginne mit 5 Minuten pro Tag und steigere langsam bis zur gewünschten Weidezeit. Bei Pferdem mit EMS oder Cushing solltest du ggfs. komplett auf den Weidegang verzichten. Weitere Tipps zum Anweiden findest du hier
> Behalte deine Weide im Blick – welche Pflanzen wachsen auf der Weide? Vermeide zu fette, reichhaltige Weiden, die ursprünglich für Kühe angelegt wurden
> Achte auf den Fruktangehalt im Gras – Risikofaktoren für einen hohen Fruktangehalt sind kalte Nächte und sonnige Tage, Weidegang am frühen Morgen, starke Trockenheit, sehr kurzes Gras, etc.
> Wenn dein Pferd bereits an EMS oder Cushing erkrankt ist, solltest du besonders vorsichtig sein
> Achte auf die richtige Dosierung von Medikamenten
> Achte darauf, dass dein Pferd keinerlei Giftpflanzen aufnimmt – Infos zu den wichtigsten Giftpflanzen für Pferde findest du in unserem Blogartikel zum Thema Giftfplanzen auf der Weide
> Nach der Geburt eines Fohlens achte auf die Vollständigkeit der Nachgeburt, um eine Geburtsrehe zu vermeiden
> Bei einer Verletzung auf einer Gliedmaße, achte darauf, dass die gegenüberliegende Gliedmaße nicht überlastet wird, um eine Belastungsrehe zu vermeiden
> Achte auf höchste Futtermittelqualität, um eine Vergiftung auszuschließen
Hast du Fragen zur Fütterung deines Pferdes bei Hufrehe? Gerne beantworten wir dir deine individuellen Fragen in einem unverbindlichen Info-Gespräch. |
Anzeichen für eine beginnende Hufrehe
Bei einer Hufrehe-Erkrankung ist schnelles Handeln gefragt. Daher ist es ganz besonders wichtig, die Symptome, die anfangs noch recht unspektakulär sein können, richtig zu deuten.
Du kennst sicher die typische Sägebock-Haltung eines an Hufrehe erkrankten Pferdes. Dabei schieben die Pferde die Hinterbeine verstärkt unter die Körpermitte und strecken die Vorderbeine nach vorn weg. Es handelt sich um eine Entlastungshaltung, da bei einer Hufrehe oftmals die Vorderhufe betroffen sind. Durch die Sägebock-Haltung wird das Gewicht vermehrt auf die Hinterbeine verlagert und die Vorderhufe somit entlastet.
Jedoch zeigen nicht alle Pferde diese Haltung. Es ist also wichtig, dass du auch auf folgende, meist viel früher auftretende Anzeichen achtest:
> „Trippeln“ mit den Vorderbeiden. Die Pferde treten von einem Vorderbein auf das andere, um abwechselnd die schmerzenden Hufe zu entlasten
> Dein Pferd zeigt Abwehrreaktionen beim Hufe geben, zieht die Hufe weg, etc.
> Steifer Gang - beim Gehen werden die Vorderbeine vermehrt nach vorne gestreckt und die Pferde zeigen eine Trachtenfußung
> Fühliges Gehen, die Pferde möchten nicht mehr freiwillig über Steine oder Asphalt gehen
> An der Zehenarterie und am Fesselkopf ist eine pochende Pulsation zu spüren
> Die Hufe sind etwas wärmer als normal
> Schmerzanzeichen beim Abtasten der Hufe mit der Hufzange
> Wendeschmerz – enge Wendungen, bei denen das Pferd die Vorderbeine überkreuzen muss, fallen schwer und sind schmerzhaft
> Im Extremfall liegen die Pferde nur mehr und zeigen deutliche Schmerzen beim Aufstehen und beim Versuch zu gehen
Was tun, wenn der Verdacht auf Hufrehe besteht?
Eine Erkrankung an Hufrehe ist immer ein Notfall! Je mehr Zeit seit Beginn der Entzündung vergeht, desto weiter schreitet die Erkrankung voran und richtet Schaden im Huf an. Daher ist es wichtig, schnell zu handeln und bei den kleinsten Anzeichen sofort einen Tierarzt zu konsultieren!
Bedenke, dass die Erkrankung sehr schmerzhaft für dein Pferd ist.
Dein Tierarzt kann beurteilen, welche Behandlung sinnvoll ist. In der Regel wird er ein Schmerzmittel und einen Entzündungshemmer verabreichen.
Zusätzlich kannst du gepolsterte Hufverbände anbringen, die du außerdem mit kaltem Wasser angießen kannst. Praxistipp: Babywindeln eignen sich hervorragend zum Fixieren der Polsterung! Im Internet findest du einige Anleitungen, wie du damit einen Verband anlegen kannst. Auch Eiswürfel können sinnvoll sein, um die Hufe zu kühlen. Du kannst die Hufe z.B. in Eimer mit Eiswasser stellen (immer nur solange es dein Pferd gut zulässt!)
Dein Pferd sollte sich nun so wenig wie möglich bewegen – richte ihm eine dick eingestreute Box ein, in der es sich erholen kann.
Beachte, dass bei einer Hufrehe das Hufbein sehr fragil ist – jede unkontrollierte Bewegung kann zu einer weiteren Absenkung oder Rotation des Hufbeins führen. Achte daher darauf, dass dein Pferd sich wenn dann nur kontrolliert und ruhig bewegt!
Meine Stute ist letztes Jahr an Hufrehe erkrankt – sie habe ich tatsächlich nach ein paar Tagen wieder bewegt. Allerdings ausschließlich im Schritt an der Hand und auf sehr weichem Boden 1-2x täglich für etwa 15 bis 20 Minuten. Für sie war dies sehr wichtig, da sie zu Koliken neigt und bei reiner Boxenruhe die Gefahr einer Kolik durch das viele Stehen bestand. Deine individuelle Situation besprichst du am besten mit deinem Tierarzt!
Zur individuellen Fütterung beraten wir dich gerne! Im Rahmen unseres Ernährungsplans berechnen wir den Energie- und Nährstoffbedarf deines Pferdes unter Berücksichtigung seiner besonderen Bedürfnisse. Wir erstellen eine Futterrezeptur die alles enthält, was dein Pferd in Ergänzung zum Heu braucht. Gerne stimmen wir uns auch mit deinem Tierarzt ab, um eine ganzheitliche Behandlung zu unterstützen. |
Es ist zudem sehr wichtig, die Ursache für die Rehe auszuschalten. Lag es am Futter (zu viel/ zu reichhaltig), nehme das Pferd unbedingt von der Wiese und füttere ausschließlich hochwertiges Heu in der richtigen Menge. Hier würde ich tatsächlich ganz genau abwiegen, wie viel Heu dein Pferd pro Tag bekommt. Aber Vorsicht! Setze dein Pferd keinesfalls auf eine Radikaldiät. Ein zu schnelles Abnehmen stark übergewichtiger Pferde birgt große Risiken. Lieber langsam und kontrolliert abnehmen!
Wenn du dir unsicher bezüglich der richtigen Heumenge für dein Pferd bist, kontaktiere uns – wir beraten dich gern! Im Rahmen deines Ernährungsplans stellen wir dir gern ein umfangreiches Fütterungskonzept zusammen.
Um den Zuckergehalt im Heu zu reduzieren, kannst du das Heu waschen. Dazu musst du es etwa 30 Minuten einweichen und anschließend das Wasser ablaufen lassen. Beachte jedoch, dass nasses Heu schnell verfüttert werden muss, damit es nicht schlecht wird.
Um die Fresszeit zu verlängern und den Energiegehalt der Ration zu reduzieren, kannst du auch qualitativ hochwertiges Weizen- oder Haferstroh unters Heu mischen.
Achte außerdem auf eine gute Mineralstoffversorgung – gerade zu Beginn der Erkrankung ist der Mineralstoffbedarf stark erhöht und sollte entsprechend gedeckt werden. Auch hierzu beraten wir dich gerne!
Vermeiden solltest du zuckerhaltige und sehr kohlenhydrat- bzw. energiereiche Futtermittel.
Kräuter können unterstützend eingesetzt werden, jedoch immer in Absprache mit dem Tierarzt, um Wechselwirkungen aufgrund von Medikamentengabe zu vermeiden! Unsere Huf-Aktiv-Kräuter sind die richtige Wahl, wenn du dein Pferd gezielt unterstützen möchtest.
Sobald dein Pferd keine Medikamente mehr benötigt, kannst du Blutegel ansetzen. Lass dir hier am besten von jemandem helfen, der sich damit gut auskennt. Oftmals bieten Tierheilpraktiker eine Blutegel-Therapie an. Die Blutegel werden rund um den Kronrand angesetzt und wirken als „natürliche Blutverdünner“.
Nachsorge – wie geht es nach der Erkrankung weiter?
Ist dein Pferd einmal an Hufrehe erkrankt, bleibt es ein Leben lang anfällig für einen erneuten Schub. Dabei kommt es natürlich immer darauf an, wie schwerwiegend die Erkrankung war.
Du solltest also die oben genannten Risikofaktoren besonders gut im Blick behalten und einen erneuten Schub unbedingt vermeiden. Jeder weitere Schub schädigt den Huf weiter und verursacht starke Schmerzen!
Das Ausmaß des Hufreheschubes kannst du etwa 2 Wochen nach Beginn der Erkrankung mit einem Röntgenbild überprüfen lassen. Sprich hierzu mit deinem Tierarzt. Das Röntgenbild würde ich dir in jedem Fall empfehlen, um den entstandenen Schaden und die weitere Therapie abschätzen zu können. Ideal ist es, wenn dein Hufschmied mit deinem Tierarzt zusammenarbeitet und die Hufbearbeitung anhand der Röntgenbilder vornimmt.
Bei diesem Röntgenbild meines Pferdes sieht man eine leichte Rotation des Hufbeins um 6°. Das bedeutet, die Spitze des Hufbeins neigt sich etwas Richtung Boden und verläuft nicht mehr parallel zur Hufwand.
Je nach Ausmaß des Schadens solltest du auch warten, bevor du dein Pferd wieder voll belastest. Auch hierzu macht es Sinn, mit deinem Tierarzt einen Plan zu erarbeiten und beispielsweise auch einen Physiotherapeuten oder Osteopath zu Rate zu ziehen.
Der Huf wächst in ca. 9 Monaten einmal nach – so lang dauert es also mindestens, bis er sich von der Erkrankung erholt hat.
Bei der Fütterung solltest du darauf achten, dass dein Pferd nicht zu viel Energie und Proteine zu sich nimmt. Idealerweise wiegst du das Heu ab und begrenzt den Weidegang. Beachte unbedingt die Fruktangehalte im Gras, solltest du dein Pferd wieder auf die Wiese lassen! Ggfs. kann für dein Pferd auch eine Fressbremse sinnvoll sein.
Achte auf eine optimale Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen. Die Hufe können mit MSM und/oder Biotin gezielt unterstützt werden. Oftmals ist das Hufhorn nach einer Rehe-Erkrankung in Mitleidenschaft gezogen. MSM und Biotin stärken das Hufwachstum.
Im Rahmen unseres Ernährungsplans beraten wir dich gern und stellen dir die optimale Ration für dein an Hufrehe erkranktes Pferd zusammen.
Du kannst auch vorab ein kostenloses Infogespräch vereinbaren und dich beraten lassen.
Quellen:
„Zivilisationskrankheiten des Pferdes“, 2020, Christina Fritz, Souel Maleh, S. 163 ff.
https://www.pferdeklinik-aschheim.de/hufrehe-pferd/