28/05/2020

Wie du dein Pferd richtig anweidest

Alle Jahre wieder, freuen sich auch unsere Pferde auf den Frühling. Die Tage werden länger, ein Ritt am Außenreitplatz wieder richtig angenehm. Die ersten Blüten sprießen aus dem Boden und auch die Vögel zwitschern fröhlich umher. Die triste Stallzeit ist vorüber und die Pferde dürfen endlich wieder auf die geliebten Weiden. Damit der Weidespaß kein schlechtes Ende nimmt, geben wir Tipps zum richtigen und vor allem langsamen Anweiden. Auf was kommt es wirklich an und sollte jedenfalls beachtet werden?

Wie du dein Pferd richtig anweidest

Wann beginnt die Weidezeit? 

Frägt man Pferdebesitzer wann die Weidezeit beginnt, erwarten einen die verschiedensten Antworten. März, April, Mai, Juni ... denn der Weidestart hängt von der geografischen Lage, dem Wetter und den individuellen Beurteilungen der Pferdebesitzer, wann die Weide bereit ist, ab. 

In Tirol beginnt die richtige Weidesaison meistens erst im Mai oder Juni. Ganz nach Wetterlage. Abhängig davon wann der letzte Schnee ging und wie schnell das Gras wachsen konnte. 

Optimal wäre es, wenn die Weide nicht schon beim ersten Sprießen des Grüns benutzt wird, sondern erst dann, wenn das Gras mindestens über 12 cm hoch gewachsen ist. Noch besser wäre es, die Weide erst einmal zu mähen und sie dann nochmal so hoch wachsen zu lassen. Aber dafür fehlt in den Ställen oft die Geduld. Nachfolgend gehe ich auf die wichtigsten Faktoren zum Anweiden der Pferde im Detail ein.

Die Verdauung muss sich umstellen

Monatelang gabe es nur Heu, Stroh und anderes Raufutter zu fressen. Die Verdauung hat sich darauf eingerichtet. Mit dem Beginn der Weidesaison erfolgt jedoch die Umstellung von Raufutter auf Saftfutter.

Der Verdauungstrakt des Pferdes ist äußerst sensibel was Veränderungen betrifft. Er muss sich erst darauf einstellen Saftfutter zu verdauen, um nicht aus den Fugen zu geraten. Genauer gesagt, müssen sich im Darm erst Bakterien und Enzyme bilden und vermeheren, die für die Verdauung von Gras zuständig sind. Das bedeutet, mit dem Anweiden erfolgt ein Umbau des Darmmillieus. Wird der Pferdekörper überfordert, kommt es leider nicht selten zu Koliken, Durchfall oder Hufreheschüben.

Um kein Risiko einzugehen sollte man sich für das Anweiden 2-4 Wochen Zeit nehmen.

Aber auch Pferde die auf einer Winterweide stehen, sollten langsam an das frische Grün gewöhnt werden, da das junge Gras mehr Eiweiß und Fruktan enthält.

Die tägliche optimale Anweidezeit variiert, je nachdem ob mein Pferd bereits vorbelastet ist oder aber kerngesund. Bei einem gesunden Pferd kann man mit 5 Minuten am ersten Tag beginnen und die tägliche Weidezeit nach der ersten Woche Anweiden um ca. 15 Minuten erweitern. Bei vorbelasteten Pferden, die bspw. zu Koliken neigen, sollte langsamer vorgegangen werden. Grundsätzlich gilt, wer sich mehr Zeit nimmt, ist auf der sicheren Seite.

In der ersten Woche empfehlen wir die tägliche Steigerung nur im Minutenbereich zu halten. Wichtig dabei ist, dass das Anweiden kontinuierlich erfolgt. Stoppt man das Anweiden nach der ersten Woche weil eine Woche Dauerregen einsetzt, muss man nach dieser Woche wieder bei Null mit dem Anweiden beginnen. 

 

Praxis-Tipp 

Bevor du dein Pferd auf die Weide bringst, solltest du ihm Raufutter zum Fressen zur Verfügung stellen. Dadurch kann der erste Heißhunger genommen und der Darm besser auf seine Aufgabe vorbereitet werden. Nach dem Weidegang sollte erneut erst Heu gefüttert werden, bevor die tägliche Portion Krippenfutter folgt. 

 

Was passiert im Verdauungstrakt bei der Futterumstellung?

Konkret geht es bei der Futterumstellung von Heu auf Gras vor allem um die Umstellung im Darm. Bekommt das Pferd von heute auf morgen plötzlich Gras statt Heu vorgesetzt, kann es unter Umständen die Kohlenhydrate im Dünndarm nur unzureichend verdauen. Diese landen dann zum Teil unverdaut im Dickdarm. Dort werden nun die „guten“ Bakterien von Milchsäurebakterien verdrängt und sterben. Es entstehen Endotoxine, die über die Darmwand in den Blutkreislauf gelangen und dadurch zu den genannten gesundheitlichen Schäden führen können – Kolik, Durchfall und Hufrehe. Kommt es zu ersten Anzeichen, sollte der Weidegang sofort gestoppt und zurückgefahren und ein Tierarzt zu Rate gezogen werden.

 

Praxis-Tipp 

Idealerweise planst du die Entwurmung deines Pferdes 1-2 Wochen vor dem Anweiden und nicht während der Anweidezeit ein, da diese den Stoffwechsel deines Pferdes zusätzlich belasten würde.

 

Beachte den Fruktangehalt im Gras

Und dann wären da noch die zahlreichen Studien zum Thema Fruktangehalt im Gras. Der Fruktangehalt im Gras variiert von Weide zu Weide, von Jahreszeit zu Jahreszeit sowie je nach Tageszeit und Wetter. Es lassen sich also schwer Pauschalaussagen treffen. Allerdings kann man sich merken, dass grundsätzlich der Fruktangehalt in gestresstem Gras höher ist. Das heißt, wenn das Gras nicht wachsen kann, speichert es seine Energie vor allem in den Stängeln ein. Das ist bspw. der Fall an kalten Tagen, bei Frost aber auch an besonders sonnigen Tagen. Milde, bedeckte Wetterperiode eigenen sich also besser zum Anweiden. Pferde die zur Risikogruppe für Koliken, Hufrehe zählen, an einer Stoffwechselerkrankung leiden oder rassebedingt gefährdet sind, sollten daher vor allem nach kalten Nächten erst nach Mittag auf die Weide gebracht werden.

Was sich im Krippenfutter während der Weidesaison verändern sollte

Kommen die Pferde nun wieder mehrstündig auf die Weide, macht je nach Bewuchs und Weidezeit eine Adaption der Inhaltsstoffe im Krippenfutter durchaus Sinn. Der Energie- und Eiweißbedarf des Pferdes ist in vielen Fällen bereits durch das Grünfutter gedeckt. Allerdings besteht auch weiterhin ein Nährstoffbedarf, der insbesondere im Bereich der Spurenelemente weiterhin über die tägliche Portion "Pferdemüsli" gedeckt werden muss. Besonders im Frühjahr fehlt es dem Gras oft an notwendigen Mineralstoffen und Spurenelementen. Wenn zeitgleich vermehrt trainiert wird, da ja auch die Turniersaison wieder begonnen hat, sollte auch die veränderte Trainingsleistung berücksichtigt werden.  

Jeder Carevallo Kunde, kann uns daher über die Änderungen in Hinblick auf die Weidezeit seines Pferdes informieren und bei Bedarf wird die Futtermischung seines Pferdes auf den Bedarf während der Weidezeit angepasst.

Dein Pferd wird noch nicht bedarfsgerecht mit einem Futter von Carevallo gefüttert? Dann ist der Ernährungsplan der erste Schritt für euch in Richtung gesunde Pferdefütterung. 

 

Du hast Fragen zum richten Anweiden oder möchtest wissen, ob deine Futterrezeptur für die Weidesaison angepasst werden muss?

Wir haben uns auf die individuelle Fütterung spezialisiert und sind Experten auf diesem Gebiet. Gerne stehen wir dir beratend zur Seite.

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