04/06/2024

Das Blutbild beim Pferd: Wann, warum und was es dir über dein Pferd verraten kann

Ein Blutbild kann viele wertvolle Informationen über den Gesundheitszustand deines Pferdes liefern. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Blutuntersuchung, welche Werte sind relevant und warum kann eine Heuanalyse manchmal sinnvoller sein? Hier findest du die Antworten!

Das Blutbild beim Pferd: Wann, warum und was es dir über dein Pferd verraten kann

Foto: Shutterstock

Wichtig: Wir beziehen uns in diesem Blogbeitrag auf die Aussagekraft im Hinblick auf die Fütterung, nicht im Hinblick auf klinische Symptome.

Wann wird ein Blutbild gemacht?

Ein Blutbild wird in der Regel dann erstellt, wenn dein Pferd gesundheitliche Probleme zeigt oder zur Vorsorge.

Häufige Anlässe für eine Blutuntersuchung sind:

> Plötzlicher Leistungsabfall
> Gewichtsverlust
> Haut- und Fellprobleme
> Verdauungsprobleme
> Nach einer Krankheit oder Verletzung zur Kontrolle der Genesung
> Bei Verdacht auf eine Infektion
> Zur Vorsorge bspw. 1x jährlich
> Bei Verdacht auf verschiedene Krankheiten wie bspw. Cushing oder EMS

Was bei der Blutabnahme beachtet werden sollte, kannst du in einem anderen Blogbeitrag nachlesen: https://carevallo.com/blog/post/blutbild-pferd.

Was kann im Blut untersucht werden?

Ein Blutbild umfasst zahlreiche Parameter, die verschiedene Informationen über den Zustand deines Pferdes liefern können.

Dazu zählen unter anderem:

> Hämoglobin und Hämatokrit: Zeigen die Sauerstofftransportkapazität und die Fließfähigkeit des Blutes

> Leukozyten (Weiße Blutkörperchen): Geben Hinweise auf Infektionen oder Entzündungen

> Blutplättchen (Thrombozyten): Sind wichtig für die Blutgerinnung

> Mengenelemente wie Natrium, Kalium und Kalzium: Sind essenziell für den Wasserhaushalt und die Muskel- sowie Nervenfunktion. Auch können sie Auskunft zur Nierenfunktion geben

> Leberwerte (z.B. GGT, AST, LDH): Helfen bei der Beurteilung der Leberfunktion

> Nierenwerte (z.B. Kreatinin, Harnstoff): Können Auskunft über die Leistungsfähigkeit der Nieren geben

> Spurenelemente (z.B. Zink, Selen): Sind entscheidend für die allgemeine Gesundheit und Leistungsfähigkeit

> Triglyceride: Können Hinweise auf Erkrankungen wie bspw. EMS oder Cushing oder auf Fütterungsfehler geben

Es gibt noch unzählige weitere Parameter, die untersucht werden können. Meist gibt es die Möglichkeit, ein großes oder ein kleines Blutbild anfertigen zu lassen. Bestimmte Werte, wie bspw. Selen oder Vitamin E müssen dabei häufig zusätzlich angefordert werden.

Besprich‘ dich hierzu am besten mit deinem Tierarzt, um herauszufinden, welche Werte bei deinem Pferd sinnvoll sind. Wir stehen dir hierzu ebenfalls gern beratend zur Seite.

Welche Blutwerte sind relevant im Hinblick auf die Fütterung?

Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass die meisten Werte nicht einfach 1:1 und isoliert für eine Futterzusammenstellung herangezogen werden können.

Das Blutbild gibt Auskunft über den aktuellen Stand zu Zeitpunkt der Probenentnahme. Da jedoch der Körper stets bestrebt ist, ein gewisses Gleichgewicht zu halten, sind viele Werte nicht direkt aussagekräftig. Sie müssen immer in Relation und vor allem unter Berücksichtigung des „großen Ganzen“ bewertet werden. So ist z.B. wichtig, ob das Pferd vor der Blutabnahme bewegt wurde, ob es sich angespannt hat, ob es zuvor gefressen hat, wie es gehalten wird und welches Krippenfutter es bekommt.

Insbesondere folgende Werte sind im Zusammenhang mit der Fütterung relevant:

> Leberwerte: Sollte sich anhand des Blutbilds zeigen, dass die Leber überlastet ist, kann dies ein Hinweis auf Fütterungsfehler sein. Die Fütterung sollte also genauer unter die Lupe genommen werden. Passt die Energie- und Proteinversorgung, stimmt die Qualität des Raufutters und des Wassers und befinden sich keinerlei Giftpflanzen im Futter? In Ergänzung zur Ursachenforschung kann das Pferd mit Kräutern für die Leber unterstützt werden. Bitte ziehe bei Leberproblemen stets auch deinen Tierarzt zu Rate!

> Nierenwerte sowie Calcium, Zink und Magnesium: Anhand gewisser Werte kann die Nierenleistung bewertet werden. Hat ein Pferd bspw. einen Zink-Überschuss im Blut, kann dies auf eine unzureichende Nierenleistung hindeuten. Auch hier kann das Pferd mit Kräutern unterstützt werden. Bitte ziehe bei Nierenproblemen stets auch deinen Tierarzt zu Rate!

> Mineralstoffe: Zahlreiche Studien zeigen, dass die Werte der meisten Mineralstoffe im Blut nicht aussagekräftig im Hinblick auf die aktuelle Futtersituation sind. Das liegt daran, dass manche Mineralstoffe bei einer Unterversorgung zunächst bspw. aus den Knochen mobilisiert werden oder andere wiederum bei einer Überversorgung relativ zuverlässig über die Nieren ausgeschieden werden. Deshalb kann bspw. bei einem niedrigen Zink-Wert direkt auf einen Zink-Mangel durch einen zu geringen Zink-Gehalt im Futter geschlossen werden. Es ist stets notwendig, das Blutbild ganzheitlich zu betrachten unter Berücksichtigung der Haltung, Leistung, Fütterung sowie individueller Konstitution des Pferdes. Der einzige Mineralstoff, der die tatsächliche Versorgung zuverlässig widerspiegelt, ist Selen. Ist der Wert im Blut bspw. zu niedrig, kann man also von einem Mangel in der Aufnahme über das Futter ausgehen.

 > Triglyceride: Erhöhte Werte können auf eine fettreiche Fütterung, sowie Cushing und EMS hindeuten. 

 

Warum ein Blutbild nicht als Basis für eine fundierte Futterberatung notwendig ist

Ein Blutbild kann viele Informationen liefern, aber es ist nicht unbedingt notwendig für eine fundierte Futterberatung.

Das liegt zum einen an den komplexen Interaktionen im Stoffwechsel des Pferdes und damit der begrenzten Aussagekraft der Blutwerte im Hinblick auf die Fütterung. Der Körper eines Pferdes reguliert die Nährstoffe im Blut sehr streng und ist bestrebt, alles immer im Gleichgewicht zu halten, sodass Mängel erst spät sichtbar werden​​. Symptome wie schlechter Fellwechsel, Hautprobleme oder Leistungsschwäche können oft schon Hinweise auf Nährstoffmängel geben, die im Blutbild noch gar nicht sichtbar sind​​.

Der Nährstoffbedarf deines Pferdes ergibt sich also nicht aus dem Blutbild, sondern wird anhand von Rasse, Alter, Größe, Gewicht, Haltungsform, Training sowie individuellen Besonderheiten und Erkrankungen ermittelt. Das Blutbild gibt einen begrenzten Einblick in den aktuellen Versorgungsstand zum Zeitpunkt der Probenentnahme.

Du brauchst also nicht zwingend ein Blutbild machen lassen, wenn du eine Futterberatung bei uns buchst. Wenn du dir unsicher bist, ob es Sinn machen würde, melde dich gern vorab bei uns. Wir beraten dich dann individuell zur Situation deines Pferdes und können dir vorab auch mitteilen, welche Blutwerte du unbedingt analysieren lassen solltest.

Lass' dich unverbindlich beraten

 

Sinnvoller kann es sein eine Heuanalyse erstellen zu lassen, jedoch nur, wenn auch wirklich Großteils das analysierte Heu verfüttert wird. Hier können die Werte 1:1 für die Berechnung herangezogen werden und das Krippenfutter kann exakt auf die Nährstoffgehalte im Heu angepasst werden. Werden verschiedene Heuchargen verfüttert, kann auch eine „Mischprobe“ des Heus genommen und analysiert werden.

 

Wann sollte ein Kontrollblutbild gemacht werden, wenn die Fütterung umgestellt wurde?

Hast du an der Fütterung etwas verändert und möchtest überprüfen, wie sich diese auf die Blutwerte deines Pferdes ausgewirkt hat, solltest du nach etwa 3-4 Monaten ein Kontrollblutbild machen lassen. Dieser Zeitraum erlaubt es dem Körper, sich an die neuen Futterzusammensetzungen anzupassen und mögliche Veränderungen im Blutbild aufzuzeigen​​.

 

Fazit zur Aussagekraft eines Blutbilds im Hinblick auf die Fütterung

Um die Fütterung deines Pferdes optimal gestalten zu können, solltest du dein Pferd immer ganzheitlich betrachten. Welche Auffälligkeiten zeigt es, wie wird bzw. wurde es vor der Blutabnahme bewegt, gehalten und gefüttert? Unter Berücksichtigung dieser Aspekte kannst du die Laboranalyse als Hilfestellung heranziehen. Sie bietet jedoch im Bezug auf die Fütterung keine alleinige Aussagekraft.

Bitte kontaktiere außerdem bei Auffälligkeiten immer deinen Tierarzt und lass‘ dich von ihm beraten!

 

Quellen:

„Pferde-Blutbilder“, Webinar von THPin Dr. med. vet. Silke Stricker am Ausbildungszentrum für Tiertherapeuten Sarah Mergen, 2022

„Pferdefütterung“, Manfred Coenen, Ingrid Vervuert, 2020

„Mineralstoffe im Blutbild“, Vortrag von Anne Mößeler-Witte auf dem Ersten Pferdeernährungsfachkongress, 2023

Gesundheit Blog Futterwissen