28/05/2020

Alternativen zur Heufütterung bei Heuknappheit

In diesem Beitrag wollen wir mögliche Alternativen zu Heu beleuchten und Aufzeigen, was es bei Ersatzlösungen zu beachten gilt.

Der Sommer 2018 war wunderschön! Warmes Wetter, viel Sonne ABER wenig Regen und damit zu trockenes Wetter für Wiesen und Felder. Aber nicht nur die Heuernte ist von der Trockenheit betroffen, auch bei Getreidesorten wie Mais, Hafer etc. hatten große Erntedefizite. Viele Pferdebesitzer stellen sich nun die Frage, ob das Heu für den Winter über ausreichen wird und welche Alternativen es gibt.

Alternativen zur Heufütterung bei Heuknappheit

 

Bestehen Alternativen zur Heufütterung?

Grundsätzlich gilt festzustellen, nein, eine echte Alternative zu Heu gibt es nicht. Heu ist in seiner Beschaffenheit einzigartig und bietet unseren Pferden das optimale Hauptnahrungsmittel.

Kann Stroh Heu ersetzen? Hochwertiges Stroh ist als Raufutter fürs Pferd anzusehen, kann Heu aber nicht vollständig ersetzen. Denn Stroh zeichnet sich zwar durch einen geringen Eiweißgehalt aus, weist jedoch durch seinen hohen ligninreichen Rohfasergehalt eine geringe Verdaulichkeit auf. Vorsicht auch bei der Strohauswahl – zu stängelreiche, harte Stroharten können durch Grannen zu Läsionen an den Schleimhäuten führen. Eine übermäßige Strohfütterung von über einem kg je 100 kg Körpermasse kann zudem zu Verstopfungskoliken führen. Zum Strecken von Heu kann Stroh aber durchaus sinnvoll eingesetzt werden. Jedoch maximal bis zu einem Drittel der Heumenge – zudem sollte man beachten, dass Stroh weniger Nährstoffe und Energie enthält, sodass ein kg Stroh nicht mit einem kg Heu gleichgesetzt werden kann.

Was aber ist mit Maissilage? Sie liefert einen hohen Stärkeanteil (ca. 100 g Stärke je kg Grünmaissilage), ist jedoch eiweißarm. Füttert man zu viel auf einmal kann es zu Stärkeanflutungen im Magen kommen, wodurch Verdauungsstörungen ausgelöst werden können. Unerwünschte Milchsäurebakterien können sich stark vermehren, die „guten“ Bakterien würden hingegen absterben. Es kommt zu einer Verschiebung im Darmmilieu. Aus diesem Grund sollten je Mahlzeit nicht mehr als 100 g Stärke je 100 kg Körpermasse gefüttert werden. Maissilage für Rinder wird meist unter 1 cm Größe gehäckselt, wodurch die kaustimmulierende Wirkung verloren geht und das Material Heu dadurch nicht ersetzen kann. Im Futterwert entsprechen 3,5 kg Maissilage etwa 1,5 kg Heu. Ein weiterer Nachteil ist damit die Menge, die man an Maissilage füttern müsste, da auch die Maisernte knapp war. Achtung auch auf Nachgärungen wegen dem Risiko zur Gasbildung.

Dann wären da noch die Heucobs, Heubriketts etc. – aber auch diese sind von der knappen Heuernte betroffen. Zudem sollte die Heuration eines gesunden Pferdes keinesfalls durch eine reine Gabe von Heucobs etc. ersetzt werden. Denn auch hier fehlt durch das einweichen und aufquellen lassen des Futters die nötige kaustimmulierende Wirkung. Aber auch Luzerne- oder Esparsette-Cobs können Heu nicht zur Gänze ersetzen, sondern die Ration nur ergänzen. Achtung hierbei auf den erhöhten Eiweiß- und Kalziumgehalt! Ähnlich auch die Fütterung von Trockenschnitzeln, je nachdem ob melassiert oder unmelassiert sollte mehr oder weniger auf den Zuckergehalt geachtet werden. Zudem müssen die Trockenschnitzel zwangsläufig gut eingeweicht werden um keine Schlundverstopfung zu provozieren.

Die Wichtigkeit von Heu

Heu ist essentiell für unsere Pferde! Je 100 kg Körpermasse sollte mindestens 1 kg Heu gefüttert werden. Besser noch 1,5 – 1,8 kg Heu je 100 kg Körpermasse. Das Heu wird von den Pferden ausgiebig gekaut – ein Pferd frisst in 40 Minuten in etwa 1 kg Heu. Das Futter wird somit perfekt auf die weiteren Verdauungsschritte vorbereitet. Durch die hohe Kauaktivität, wird das Pferd längere Zeit beschäftigt und durch richtiges Fütterungsmanagement können wiederum Fresspausen kurz und damit das Risiko für Magengeschwüre klein gehalten werden. Trotz Heuknappheit sollte man stets auf eine einwandfreie Heuqualität achten, um das Wohlbefinden und die Gesundheit der Pferde zu stärken. Denn hier stimmt „du bist, was du isst“.

(Quelle: „Pferdefütterung“, 2014, Coenen, Meyer, S. 119-131)